Chronik
Tragende Säule in überörtlicher Tageslöschgruppe
Seit über 150 Jahren im Dienste von Brandschutz und Sicherheit – Rund um die Uhr einsatzbereit – Technische Hilfeleistungen überwiegen - Als Gründungsjahr für die Schwarzaer Feuerwehr wird das Jahr 1857 angenommen. Als Altershinweis gilt eine Urkunde, ausgestellt vom Feuerwehrverband der Provinz Sachsen im Juli 1932, mit der der Feuerwehr Schwarza zum 75-jährigen Bestehen gratuliert wurde.
Gleichwohl reicht die Geschichte der Schwarzaer Wehr viel weiter zurück. Bereits vom 1. Mai 1785 stammt eine Verfügung der Feuerpolizei des Amtmanns Johann Heinrich Petri zu Schwarza über das Fegen der Schornsteine. Hinweise auf die Errichtung eines Feuerrüstungsgebäudes und die Aufbewahrung von Feuergeräten finden sich in gemeindlichen Unterlagen aus den Jahren 1788/89. Gesuche der Gemeinde Schwarza zur Errichtung eines Gemeindespritzenhauses sind von 1801 und 1806 bekannt. Aus dem Jahre 1842 stammt ein feuerpolizeiliches Protokoll über die Festlegung der Orte im Umland, welchen bei Feuergefahr die Schwarzaer Feuerspritze zu Hilfe kommen soll. Dazu zählten Viernau, Herges, Steinbach, Ebertshausen, Mehlis, Dillstädt, Wichtshausen, Dietzhausen, Rohr, Ellingshausen, Kühndorf und Helba.
Knapp 100 Jahre später, längst gab es vielerorts Löschzüge, zählten zum Amtsbezirk Schwarza die Löschzüge Benshausen (gegr. 1876), Ebertshausen (gegr. 1874), Schwarza (1857) und die Werksfeuerwehr der Mercedeswerke (gegr. 1920). Laut einem Gliederungs-, Stärke- und Ausrüstungsnachweis der Freiwilligen Feuerwehr Schwarza von 1934 betrug die Gesamtstärke der vier Löschzüge 99 Mann, davon ein Hauptbrandmeister, zwei Oberbrandmeister, ein Brandmeister, ein Löschmeister, elf Oberfeuerwehrmänner und 83 Feuerwehrmänner. Die durchschnittliche Mitgliederstärke des Löschzuges Schwarza betrug Mitte der 1930-er Jahre 36 Kameraden. Zu ihrer Ausrüstung zählten eine Handdruckspritze, ein Schlauchkarren, eine fahrbare Leiter, drei Anstellleitern und etwa 500 Meter Schlauchmaterial.
Von Beginn der Schwarzaer Feuerwehrgeschichte an ist die überörtliche Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung der Brandschutzkräfte im Umland ein wichtiges Unterpfand bei der Absicherung der Einsatzbereitschaft der Feuerwehren in der Region – auch wenn sich die Konstellation dabei im Laufe der Zeit mehrfach änderte. So gehörte die Schwarzaer Wehr zwischenzeitlich dem Wirkungsbereich Zella-Mehlis an. Mit der Bildung des Wirkungskreises Schwarza im Jahre 1965 kam es zu einer engen Zusammenarbeit mit den Freiwilligen Feuerwehren Christes, Kühndorf, Rohr, Viernau und Ebertshausen. Die politischen Veränderungen 1989/90 blieben zwar nicht ohne Auswirkungen auch auf die Strukturen und das Management des Brandschutzes in der Region, doch die Zusammenarbeit der Wehren blieb bestehen – innerhalb des Brandmeisterbereichs IV, dem neben der Stützpunktfeuerwehr Zella-Mehlis sämtliche Freiwillige Feuerwehren im Bereich der VG Dolmar sowie die von Viernau, Benshausen und Ebertshausen angeschlossen sind.
An drei Standorten hatte die Freiwillige Feuerwehr Schwarza im Laufe ihrer Geschichte Stützpunkte – zuerst in einem Eckhaus an der Kreuzung in der Ortsmitte, später am Froschmarkt und schließlich in der Hauptstraße. Das dortige Gerätehaus wurde mehrfach umgebaut und erweitert.
Die letzten Veränderungen wurden im September 2000 abgeschlossen – womit der exponierten Stellung der Feuerwehr Schwarza als Wehr mit besonderen Aufgaben im Rahmen der überörtlichen Hilfe Rechnung getragen wurde. Drei komplett neue zusätzliche Lkw-Stellplätze waren in einem Anbau an das vorhandene Gerätehaus entstanden. Eine jahrelange Ära der Improvisationen ging damit zu Ende. Während die Einsatztechnik der Wehr schon längst modernisiert und auf den bundesdeutschen Stand gebracht worden war, haperte es an Unterstellmöglichkeiten. Die Löschfahrzeuge waren an verschiedenen Stellen im Ort platziert.
Was das Einsatzgeschehen der Kameraden der FF Schwarza betrifft, ist es ähnlich wie vielerorts: Früher überwogen die Brandeinsätze, heute die technischen Hilfeleistungen. In besonders nachhaltiger Erinnerung ist den älteren Kameraden der Großbrand im örtlichen Gasthaus „Thüringer Wald” im Jahre 1981 und das Jahrhunderthochwasser vom 13./14. April 1994, bei dem über 50 Einsätze geleistet wurden.
Im letzten Einsatzjahr (2007) stieg die Gesamteinsatzzahl gegenüber dem Vorjahr um mehr als 100 Prozent auf 33. Dabei rückte die Wehr sieben Mal zur Brandbekämpfung aus – unter anderem zu einem Waldbrand in Zella-Mehlis (Einsatzdauer zwölf Stunden), einem Wohnhausbrand auf dem Johannisberg bei Kühndorf (Einsatzdauer mit Nachlöscharbeiten 15 Stunden) und einem Baumbrand auf der Osterkuppe sowie 22 Mal zu technischen Hilfeleistungen, so zu einem schweren Verkehrsunfall mit zwei Toten zwischen Viernau und Benshausen, aber auch zur Beseitigung von Baumsperren nach Sturm und Schneebruch. In der offiziellen Statistik nicht erfasst sind die Einsätze, die im Auftrag der Gemeinde durchgeführt wurden – also ohne Alarmierung durch die Leitstelle in Schmalkalden.
Die Einsatzabteilung der FF Schwarza erfreut sich eines gleich bleibenden Personalstandes. Abgänge konnten stets durch Neuzugänge kompensiert werden. Nicht zufrieden ist man mit der mit fünf Mitgliedern personell recht dünn bestückten Jugendfeuerwehr.
Die Einsatzbereitschaft des Technik- und Fahrzeugbestands und der Ausbildungsstand der Kameraden gelten als vorbildlich – nicht zuletzt auch dank des finanziellen und ideellen Rückhalts, den die Feuerwehr von Seiten der Gemeinde erfährt. In den Reihen der FF Schwarza gibt es drei ausgebildete Rettungsassistenten und fünf Ersthelfer.
Das Problem vieler anderer Wehren der tagsüber vakanten Einsatzbereitschaft kennt die FF Schwarza nicht – was sie zusammen mit der Tatsache, dass sie über eine vielfältige und sehr umfangreiche Ausrüstung verfügt, zu einer tragenden Säule in der überörtlichen Tageslöschgruppe innerhalb des Brandmeisterbereichs IV macht. Die Tageslöschgruppe rekrutiert sich aus Kameraden der Wehren von Benshausen, Christes, Ebertshausen, Kühndorf, Schwarza und Viernau.
Für ein Gegengewicht zu der körperlich und mental häufig überaus aufreibenden sowie nicht ungefährlichen Einatztätigkeit sorgen die Aktivitäten im 1992 gegründeten Feuerwehrverein. Neben der Pflege von Geselligkeit (zum Beispiel mehrtägige Bustouren mit Familienangehörigen) und Tradition beinhaltet das Vereinsleben die Aufrecherhaltung der Beziehungen zu den befreundeten Feuerwehren in Hessen (Eppstein und Altenschlirf) sowie im Bedarfsfall die Unterstützung aller öffentlichen Veranstaltungen im Ort.
Textquelle: insuedthueringen.de / Jürgen Glocke